Nicht von einer HandFallbeispiele der künstlerischen Zusammenarbeit in der Gemäldeproduktion vom 17. bis 19. Jahrhundert

"Not single handed" Case examples of artist collaboration in the production of paintings from the 17th to 19th century

  • Nicht von einer Hand Fallbeispiele der künstlerischen Zusammenarbeit in der Gemäldeproduktion vom 17. bis 19. Jahrhundert Das Phänomen der künstlerischen Zusammenarbeit mehrerer Maler auf einem Bildträger wurde in den vergangenen zehn Jahren in der Forschung und in der praktischen Museumsarbeit mit immer größerem Interesse betrachtet. Das hängt mit dem generellen Wandel in der Wahrnehmung von historischen Sammlungen und der Hinterfragung von tradierten Wahrnehmungsmustern in der Kunstgeschichte zusammen. Diese Dissertation hat sich die Frage nach der Entstehung dieser Form der Zusammenarbeit in verschiedenen Regionen und deren Rezeption im 18. und 19. Jahrhundert gestellt. Wenngleich in der Forschung die Kooperationstätigkeiten einzelner Künstler zunehmend Beachtung finden, so war es mein Anliegen, das Phänomen der Kooperationspraxis umfassend anhand verschiedener Fallbeispiele zu beschreiben. In vielen Fällen können diese Beispiele ergänzt und erweitert werden. Im Kern aber bleibt die Feststellung, dass die Kooperationspraxis als künstlerische Produktionsweise eine Entwicklung vollzogen hat. Kooperationen im beschriebenen Umfang hat es immer gegeben. Die produktive Phase der niederländischen und flämischen Malerei wäre im 17. Jahrhundert nicht möglich gewesen, hätten sich vor allem in Antwerpen die Maler nicht zu Kooperationsgemeinschaften zusammengeschlossen. Die Entwicklung der Genres, der Transfer unterschiedlichster Bildthemen und Motive hängt im engen Maße mit der Kooperationstätigkeit zusammen. Entscheidend für die horizontale Kooperation, also die Kooperation unter (mehr oder minder) gleichgestellten autonomen Meistern, war die Entwicklung dieser verschiedenen Genres. Einige dieser Gattungen eigneten sich besonders gut für die Praxis der Künstlerkooperation. Sie wurden zum Teil überhaupt erst durch diesen intensiven Austausch unter den Malern so erfolgreich und konnten erst durch eine ökonomische Produktionsweise in großer Menge für den freien Kunstmarkt hergestellt werden. Bei der Gegenüberstellung der Kooperationsbedingungen in Deutschland und in den Niederlanden wurden signifikante Gründe für die unterschiedliche Entwicklung der künstlerischen Zusammenarbeit herausgestellt. Im Alten Reich unterschieden sich im 16. und 17. Jahrhundert die sozial-ökonomischen Verhältnisse deutlich von denen in den südlichen und nördlichen Niederlanden. Die Grenzen zwischen der werkstattinternen Arbeitsteilung und der Kooperation zwischen autonomen Meistern verliefen fließend. Die Entwicklung in der Arbeitsweise der Maler verlief über einen langen Zeitraum und kann nicht als homogener Entwicklungsstrang festgeschrieben werden. Waren es anfangs die herrschaftlich motivierten Ansprüche für die Ausstattung der Residenzen oder für exorbitante Memorialprojekte, welche die bekanntesten Maler an einem Projekt unter der Koordination eines Höflings wirken ließen, so ging mit dem Erstarken des freien Kunstmarktes die Künstlerkooperation mit dem Ziel einer effektiven und absatzstarken Gemäldeproduktion einher. Die Produktionsverfahren des 18. und 19. Jahrhunderts folgten, mehr und mehr politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Motiven, wobei die Künstlerkooperation als soziales Arbeitsmodell bestätigt wurde. Damit wurde gleichsam der Weg für Künstlergemeinschaften und Künstlerkolonien geebnet, die vor allem im 20. Jahrhundert ein globales Phänomen darstellten und das künstlerische Selbstverständnis bis zum heutigen Tag prägen.
  • 'Not single handed' Case examples of artist collaboration in the production of paintings from the 17th to 19th century Over the last ten years, the phenomenon of artist collaboration where different artists work together on a single image carrier has gained increasing attention in research and in practical museum work. This has to do with the general change in the way historical collections are perceived and with the critical examination of traditional patterns of perception in art history. This thesis deals with the development of this form of collaboration in different geographical regions and their reception. Even though, an increasing amount of research has been done on the collaboration of single artists, my work is concerned with the phenomenon of collaboration in art on the whole and aims to depict a more complete picture using various case examples. In many cases, these examples could be expanded and complemented. Yet in essence, the assessment holds true that artist cooperation practices as a method of art production have undergone significant development. There has always been artist collaboration to the extent described here. The productive phase of Dutch and Flemish painting in the 17th century would not have been possible if the artists in Antwerpen had not collaborated with each other. The development of genres, the transfer of diverse themes and subjects of pictures, is highly dependent on the extent of collaboration. Significant for the horizontal collaboration, that is the collaboration of more or less autonomous masters on equal terms, was the development of these different genres. Some of these genres were especially well suited for the practical application of artist collaboration. Their success, in part, was only made possible by the vigorous exchange of collaborating artists and their production on such a large scale for the free art market, by an economic method of production. When comparing the conditions for the collaboration in Germany and in the Netherlands, significant reasons become apparent for the divergent development of artistic cooperation. In the 16th and 17th century, there were distinct differences between the socio-economic situation in the old Holy Roman Empire and in the Northern and Southern Netherlands. The boundaries differentiating the labor division within a workshop and the collaboration of autonomous artistic masters were not distinct ones. Painters" working methods evolved over a long period of time and cannot be seen as a uniform line of development. Initially, it was the manorial motivated demands for the furnishing of residences or exorbitant memorial projects that required even the most famous painter to collaborate with court attendants. Later, it was the growing free art market that motivated the collaboration of artists to more effectively produce paintings to sell. The production methods in the 18th and 19th century followed with increasingly more political, social and economic motives, whereby the artist collaboration became an affirmed social model of work. This paved the way for the artist communities and colonies, which were a global phenomenon in the 20th century and which still shape the self-understanding of artists today.

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Metadaten
Verfasserangaben:Franziska Siedler
URN:urn:nbn:de:hbz:385-9834
DOI:https://doi.org/10.25353/ubtr-xxxx-81e6-3924/
Betreuer:Andreas Tacke
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Fertigstellung:29.06.2016
Veröffentlichende Institution:Universität Trier
Titel verleihende Institution:Universität Trier, Fachbereich 3
Datum der Abschlussprüfung:19.12.2013
Datum der Freischaltung:29.06.2016
Freies Schlagwort / Tag:Gemäldeproduktion; Künstlersozialgeschichte; Zunftwesen
collaboration; painter; reception; workshop
GND-Schlagwort:Gemälde; Kooperation; Künstler; Maler; Sozialgeschichte
Institute:Fachbereich 3 / Kunstgeschichte
DDC-Klassifikation:7 Künste und Unterhaltung / 70 Künste / 700 Künste; Bildende und angewandte Kunst

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