Motivierte Wahrnehmung: Selektive Aufmerksamkeit und entlastende Interpretationen bei der Aufnahme valenter Informatione
Motivated perception: Selective attention and palliative interpretations
- Wahrnehmungsprozesse werden durch Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen beeinflusst. Dieser Sachverhalt wird mit dem Begriff der motivierten Wahrnehmung bezeichnet. Motivierte Wahrnehmung zeigt sich im Einfluss der Stimulusvalenz auf die Sensitivität bzw. die Wahrnehmungsschwelle. Umstritten ist in diesem Zusammenhang besonders die Wahrnehmung von Stimuli mit negativer Valenz: Frühere Arbeiten gingen von einer "Wahrnehmungsabwehr" gegenüber bedrohlichen Signalen aus, während neuere Ansätze Vigilanzeffekte für negativ-valente Stimuli vorhersagen. Eine theoretische Einbettung der Phänomene der motivierten Wahrnehmung in ein Modell der Handlungsregulation erlaubt es, konkrete Hypothesen abzuleiten, wann es zu einer Sensitivierung für negative Signale und wann es zu einer Ausblendung entsprechender Stimuli kommt: Es wird vorhergesagt, dass Hinweise auf kontrollierbare Gefahren Aufmerksamkeit binden und Hinweise auf unkontrollierbare Bedrohungen dagegen im Wahrnehmungsprozess inhibiert werden. Diese Hypothese wurde in einer Reihe von sechs Computerexperimenten mit unterschiedlichen Anordnungen empirisch überprüft. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, methodische Probleme, die mit vielen früheren Forschungsarbeiten in diesem Bereich verbunden waren, zu vermeiden. Die zentrale Herausforderung besteht dabei darin, Wahrnehmungsprozesse von strategischen Effekten auf der Ebene der Entscheidungsfindung und von Reaktionstendenzen zu trennen. Zu diesem Zweck wurden einerseits spezielle statistische Auswertungsformate (stochastische Diffusionsmodelle; Signaldetektionstheorie) herangezogen, die es erlauben, Wahrnehmungseffekte von Reaktionstendenzen zu trennen. Andererseits wurden Paradigmen gewählt, die Antworttendenzen a priori minimierten bzw. ausschlossen. Die Ergebnisse aller sechs Experimente bestätigen die zentrale Hypothese. Wenn eine Bedrohung kontrolliert werden kann, werden negative Stimulusanteile bevorzugt wahrgenommen und die Wahrnehmungsschwelle für entsprechende Hinweise ist verringert. Umgekehrt zeigt sich eine Inhibition negativer Inhalte im Wahrnehmungsprozess und eine erhöhte Wahrnehmungsschwelle für negative Signale, die unkontrollierbare Gefahren ankündigen.
- Perceptional processes are influenced by desires, hopes and fears. Such influences are integrated by the concept of "motivated perception". Motives may enhance or deplete, respectively, sensitivity for valenced objects. So far, the influence of negativity of a stimulus on perceptual thresholds is far from being clear-cut: Some researchers report a "perceptual defense" against threatening information, while others assume an increased sensitivity for negative stimuli. An action theoretical point of view allows more detailed hypotheses: It is predicted that sensitivity is increased for stimuli signaling controllable dangers and decreased for stimuli signaling uncontrollable dangers. This hypothesis was tested in six computer experiments. Different experimental paradigms were developed that allowed for avoiding some severe methodological problems, which were associated with many older studies on motivated perception. Most important, automatic perceptual effects have to be separated from strategic effects in later states of the information processing, like decision making and responding. For this reason, on the one hand special statistical procedures (stochastic diffusion models; signal detection theory) were employed. On the other hand, strategic and response-based effects were minimized a priory by the experimental setups. The results of all six experiments confirm to the theoretical predictions: If a threat may be controlled, perception of negative aspects of ambivalent stimuli is enhanced, and the perceptual threshold for negative stimuli is decreased. In contrast, there is an inhibition of negative information and an increased threshold for negative signals, if aversive consequences can not be controlled.
Author: | Andreas Voss |
---|---|
URN: | urn:nbn:de:hbz:385-2655 |
DOI: | https://doi.org/10.25353/ubtr-xxxx-a845-6c7a/ |
Advisor: | Jochen Brandtstädter |
Document Type: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Date of completion: | 2004/09/30 |
Publishing institution: | Universität Trier |
Granting institution: | Universität Trier, Fachbereich 1 |
Date of final exam: | 2004/08/26 |
Release Date: | 2004/09/30 |
Tag: | Akkommodation; Assimilation; Palliative Interpretation accommodation; assimilation; diffusion model; palliative interpretations; selective attention |
GND Keyword: | Diffusionsmodell; Handlungsregulation; New Look; Selektive Wahrnehmung; Signaldetektion; Visuelle Aufmerksamkeit |
Institutes: | Fachbereich 1 / Psychologie |
Dewey Decimal Classification: | 1 Philosophie und Psychologie / 15 Psychologie / 150 Psychologie |