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Schwarze Amerikaner, weiße Deutsche: Die Wahrnehmung von Sklaverei und African Americans durch deutsche Einwanderer 1850-1865

Black Americans, White Germans: The Perception of Slavery and African Americans by German Immigrants 1850-1865

  • Während deutsche Einwanderer sich nur bedingt gegen die Institution der Sklaverei aussprachen, zeigten sie in ihrer Sicht auf African Americans ein weit höheres Maß an Geschlossenheit in ihrer ablehnenden Haltung. Um die Divergenz zwischen der Wahrnehmung von Sklaverei und African Americans sinnvoll zu kontextualisieren und zu erklären, erscheint die Kategorie der race als erhellende Untersuchungseinheit, welche hilft, die einseitige Wahrnehmung auf der menschlichen im Vergleich zur institutionellen Ebene zu beleuchten. Da der Begriff race weit weniger ideologisch belastet ist als der Begriff des Rassismus, bietet er ein Instrument, welches die nötige Offenheit für verschiedene Erklärungsansätze besitzt. Als Arbeitsgrundlage dient dabei die Definition von Stephen Cornell und Douglas Hartman. Die Autoren betonen besonders stark den menschlichen Ursprung der Kategorie race, ein für diese Untersuchung besonders wichtiger Aspekt, weil er auf die soziale Eingebundenheit des Konzepts verweist. Als solches handelt es sich bei race um eine historische Einheit, die Diskussionen und Wandlungen unterworfen war. Menschen schufen diese Kategorie als distinktes Merkmal für eine Gruppe von Menschen, die sie so eindeutig als von sich selbst unterschiedlich darstellten und damit eine möglichst große und eindeutige Differenz schufen. Diese Vorüberlegungen bilden die Basis für den Kontext, in dem die deutschen Einwanderer ihre Unterschiedlichkeit zu schwarzen Menschen wahrnahmen und davon ausgehend diese als Menschen beurteilten, was häufig mit einer Bewertung der Institution der Sklaverei einherging, der viele der in Amerika lebenden African Americans unterworfen waren. Die Divergenz zwischen dem Selbst und dem Gegenüber schlägt sich dabei in den komplementären Konzepten von blackness und whiteness nieder. Im Zusammenhang mit den deutschen Immigranten spielen diese beiden Perspektiven eine wichtige Rolle, weil so die Denkmuster der Deutschen zum Teil aus ihrem Fokus auf das Anderssein ihres Gegenübers, also der blackness, und zum Teil aus dem Gefühl der eigenen besonderen Stellung, also der whiteness, zu erklären sind. Deutsche Einwanderer schlossen sich Argumentationsmustern aus der Literatur oder der Populärwissenschaft in unterschiedlichen Ausprägung sowohl direkt auch indirekt an, was darauf hindeutet, dass sie wohl mit Gedanken um die Thematik blackness bereits schon in der alten Heimat in variierender Intensität konfrontiert worden waren und damit ihre Äußerungen zu schwarzen Menschen, welche sie nach ihrer Ankunft in den USA trafen, auch auf Vorstellungen beruhten, die sie vor einem direkten Kontakt mit Schwarzen geformt hatten. In Anlehnung an die Diskussionen innerhalb der USA zu schwarzen Menschen wurde Blackness für die deutschen Einwanderer zu einer gesellschaftlichen Kategorie, mit der sie sich in unterschiedlichen Intensitätsgraden auseinandersetzten mussten, weil sie potentiell enorme Auswirkungen auf die verschiedensten Aspekte des Lebens haben konnte. Die Institution der Sklaverei als eine auf race basierende Arbeitsform spielte dabei eine wichtige Rolle, weil hier eine institutionalisierte Manifestation der rassistischen Hierarchisierung in der amerikanischen Gesellschaft existierte. Innerhalb dieser hierarchisierten Gesellschaft stellte die Distanzierung von schwarzen Menschen und, damit einhergehend, die Integration in die Gruppe der weißen Amerikaner eine grundlegende Tendenz dar. Die Kategorie whiteness gewann also enorm an Wichtigkeit für die Einwanderer, wobei die sich daraus ergebenden Folgen etwa in wirtschaftlicher Hinsicht nicht unbedingt der Realität entsprechen mussten, sondern auch auf subjektive Wahrnehmungen beschränkt sein konnten. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die hohe Zahl der deutschen Immigranten, die eine latente Abneigung oder sogar offene Abscheu gegenüber African Americans zeigte. Dieser Anreiz zur Differenzierung in Weiße und Schwarze war im Zusammenhang mit der Diskussion um die Institution der Sklaverei nicht gegeben, denn dabei ging es vor allem den intellektuellen Deutschen primär um abstrakte Ideen wie Freiheit und Gleichheit, die sie dann ohne oder nur mit geringem Bezug zu schwarzen Menschen diskutierten. Solange also die Distanz zu African Americans und damit die Zugehörigkeit zur Kategorie whiteness gewahrt blieb, konnten die Deutschen ihre Meinungen gegen die Sklaverei äußern. Es ging dann nicht um das Wohl der Schwarzen, sondern um die Institution und die damit verbundenen abstrakten Prinzipien.
  • By far not the majority of German immigrants opposed the institution of slavery and opposition to the peculiar institution had many different faces. At the same time, German immigrants were much more united in their dislike of African Americans. In order to better contextualized the divergency between the perception of slavery and the perception of African Americans, the category of "race" will be used to explain a one-sided view on the humane in contrast to the institutional level. Based on Stephen Cornell- and Douglas Hartman- definition, race will be seen as a historical entity, which is subjected to dicussions and changes. German Immigrants very clearly differentiated themselves from African Americans; the concepts of blackness and whiteness explain this phenomenon. While blackness focuses on the aspect that regarded the other as different from oneself, whiteness emphasizes the union Germans wanted to feel with white Americans including their privileged statues in comparison to African Americans. Hence, whiteness became a major aspect of integration into the American society. The institution of slavery was judged differently in a sense that it was very often seperated from the human condition of blacks and regarded purely as an institution, which had to be judged. Particularly intellectual German immigrants based their judgment on political or philosophical convictions; the concept of an abstract freedom, seperated from the plight of African Americans, played an important role.

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Metadaten
Verfasserangaben:Cornelia Anderson
URN:urn:nbn:de:hbz:385-5874
DOI:https://doi.org/10.25353/ubtr-xxxx-ea8e-ec6f
Betreuer:Lutz Raphael
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Fertigstellung:18.10.2010
Veröffentlichende Institution:Universität Trier
Titel verleihende Institution:Universität Trier, Fachbereich 3
Datum der Abschlussprüfung:19.10.2009
Datum der Freischaltung:18.10.2010
Freies Schlagwort / Tag:Deutschamerikaner; Schwarze
African-Americans; blackness; forty-eighters; slavery; whiteness
GND-Schlagwort:Achtundvierziger; Schurz, Carl; Sklaverei
Institute:Fachbereich 3 / Geschichte, mittlere und neuere
DDC-Klassifikation:9 Geschichte und Geografie / 97 Geschichte Nordamerikas / 970 Geschichte Nordamerikas

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