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Eine Analyse von Racheaktionen und rachebezogenen Reaktionen unter gerechtigkeitspsychologischen Aspekten

An analysis of vengeful actions and revenge-related reactions from a psychology of justice view

  • Thema der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse alltäglicher Rachereaktionen und rachebezogener Reaktionen unter gerechtigkeitspsychologischen Aspekten. Rache wird als eine Bewältigungsreaktion verstanden, welche mit Hilfe eines handlungstheoretischen Rahmenmodells beschrieben werden kann. Diese Konzeption will sich bewusst von jenen (vor allem in der Rechtsphilosophie vertretenen) Ansätzen, nach denen Rache eine destruktive, affektgesteuerte, irrationale Form der Vergeltung sei, abgrenzen. Besonderes Augenmerk wird auf die Frage gelegt, wo und wie sich der Einfluss gerechtigkeitsbezogener Persönlichkeitseigenschaften (Glaube an eine gerechte Welt, Sensibilität für widerfahrene Ungerechtigkeit, Soziale Verantwortung) sowie gerechtigkeitsbezogener Kognitionen und Emotionen im Prozessmodell einer Rachehandlung verorten lässt. Es wird erstens argumentiert, dass gerechtigkeitsbezogene Persönlichkeitseigenschaften (a) auf die subjektive Bedeutsamkeit gerechtigkeitsbezogener Ziele, (b) auf die Wahrscheinlichkeit, mit der von einer verfügbaren Racheaktion Gebrauch gemacht wird, (c) auf den Einsatz sekundärer Bewältigungsstrategien sowie (d) auf die Bewertung rachebezogener Ereignisse Einfluss nehmen. Zweitens wird argumentiert, dass Racheaktionen zumindest begrenzt rational in dem Sinne sind, als ihnen (im Sinne von "Erwartung-´Wert-Theorien") spezifische Kosten-Nutzen-Überlegungen zugrunde liegen. Drittens wird untersucht, inwiefern die Beobachtung eines Schicksalsschlages zu Lasten des "Täters" aus der Perspektive des "Opfers" ebenso funktional sein (d.h. aversive Emotionen reduzieren und zum Erleben von Genugtuung, Zufriedenheit und wiederhergestellter Gerechtigkeit beitragen) kann wie eine erfolgreich ausgeführte Racheaktion. Es werden vier Studien beschrieben, die die im theoretischen Teil der Arbeit entwickelten Hypothesen konsekutiv prüfen. Bei zwei Studien wird mit Vignetten gearbeitet, bei den beiden anderen handelt es sich um laborexperimentelle Untersuchungen. Die Ergebnisse dieser vier Studien zeigen, dass Rachereaktionen zumindest zu einem gewissen Anteil durch antizipatorische Kognitionen sowie durch gerechtigkeitsbezogene Persönlichkeitseigenschaften vorhergesagt werden können. Ebenso kann der Einfluss gerechtigkeitsbezogener Persönlichkeitseigenschaften auf die subjektive Bedeutsamkeit gerechtigkeitsbezogener Ziele sowie auf sekundäre Bewältigungsstrategien nachgewiesen werden. Ein beobachteter Schicksalsschlag zu Lasten des "Täters" kann zwar Ärger und Frustration auf Seiten des "Opfers" dämpfen, nicht aber Zufriedenheit, Genugtuung und die Wahrnehmung wiederhergestellter Gerechtigkeit signifikant erhöhen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund aggressions-, gerechtigkeits- und bewältigungspsychologischer Konzepte diskutiert. Aus einer vertieften methodischen Diskussion der verwendeten Untersuchungsansätze ergeben sich darüber hinaus konkrete Vorschläge dahingehend, wie Racheaktionen und rachebezogene Reaktionen in zukünftigen Studien untersucht werden sollten.
  • The present thesis is concerned with a justice-based conception of vengeful actions as well as cognitive and emotional reactions toward specific incidents within a revenge context. Revenge is understood as an actional coping strategy that can be conceptualised in terms of psychological action theory. Thus, the present approach discriminates itself from the common legal philosophical view that revenge is a limitless, unprincipled and irrational form of retributive behaviour. It is argued that justice-related variables (especially justice-related traits, goals, cognitions, emotions) exert their specific influence on multiple points in the process of a revenge episode. First, justice-related traits (belief in a just world, sensitivity for injustice, social responsibility) are expected to influence (a) the subjective relevance of justice-related goals, (b) the probability of acting vengefully, (c) the use of non-active coping efforts, and (d) reactions toward the outcomes of a particular revenge episode. Second, it is argued that the probability of a vengeful action can be predicted by anticipated costs and benefits (in terms of "expectancy-value-models"). Third, it is asked whether a fateful harm befalling the perpetrator goes along with perceptions of deservingness, and whether it can decrease the victim's anger and frustration. Four studies are described, using both vignette and laboratory designs. Taken together, these studies show that vengeful actions can - at least to some degree - be predicted by anticipatory cognitions and by justice-related traits. Furthermore, a fateful harm befalling the perpetrator can reduce anger and frustration, but does not influence judgments of restored justice, and does not lead to satisfaction or contentment. The findings from all four studies are discussed in terms of concepts drawn from the aggression, the retributive justice, and the coping literature. Finally, methodological aspects are outlined that might be relevant for future studies on revenge episodes and vengeful actions.

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Metadaten
Verfasserangaben:Mario Gollwitzer
URN:urn:nbn:de:hbz:385-2719
DOI:https://doi.org/10.25353/ubtr-xxxx-9bd0-0bdd
Betreuer:Manfred Schmitt
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Fertigstellung:21.10.2004
Veröffentlichende Institution:Universität Trier
Titel verleihende Institution:Universität Trier, Fachbereich 1
Datum der Abschlussprüfung:26.08.2004
Datum der Freischaltung:21.10.2004
Freies Schlagwort / Tag:Gerechte-Welt-Glaube; Rache; Verdientheit
Social justice; Social psychology; aggression; deservingness; revenge
GND-Schlagwort:Aggression; Handlungstheorie; Sozialpsychologie; Ungerechtigkeit
Institute:Fachbereich 1 / Psychologie
DDC-Klassifikation:1 Philosophie und Psychologie / 15 Psychologie / 150 Psychologie

$Rev: 13581 $