Die mentale Repräsentation von Distanzen
The Mental Representation of Distances
- Das Wissen über Distanzen zwischen Objekten in unserer Umwelt versetzt uns in die Lage, Wege wiederzufinden oder zu entscheiden, welcher von zwei verschiedenen Wegen schneller zum Ziel führt. Zur Frage, wie diese Informationen im Gedächtnis abgespeichert werden, gibt es unterschiedliche Modellvorstellungen. Ziel dieser Arbeit war es, diese Modelle auf experimentellem Wege gegeneinander zu testen. Die Versuchspersonen lernten Routen, indem sie durch virtuelle Umgebungen am Computermonitor navigierten. Anschließend sollten sie aus dem Gedächtnis Distanzen zwischen einzelnen Objekten in der gelernten Umgebung einschätzen. Der Zeitbedarf für diese Schätzungen wurde verwendet, um Rückschlüsse auf die zugrunde liegende Raumrepräsentation zu ziehen. In einem ersten Teil der Arbeit wurde untersucht, wie Distanzen entlang von Wegen repräsentiert sind. Die Ergebnisse stützen die Auffassung, daß diese Schätzungen durch mentales Absuchen einer kartenähnlichen Repräsentation zustande kommen. In einem zweiten Teil der Arbeit wurde untersucht, welche Repräsentationsform Menschen in die Lage versetzt, Luftliniendistanzen zwischen Orten zu schätzen. Die Reaktionszeiten deuten darauf hin, daß diese Distanzen nicht während der Schätzung aus den Weglängen rekonstruiert werden, sondern ebenfalls durch ein Absuchen kartenartiger Repräsentationen ermittelt werden. Die Ergebnisse widersprechen somit der Auffassung, daß die Wiedergabe räumlicher Relationen aus dem Gedächtnis durch eine Verknüpfung explizit kodierter Relationen geschieht, die beim räumlichen Lernen perzeptiv zugänglich sind. Vielmehr ist davon auszugehen, daß schon bei der Enkodierung ein hohes Maß an räumlicher Integration stattfindet.
- Knowledge about distances between objects in our environment enables us to remember routes and to decide which path to take to a given goal. The question of how this information is stored in memory is addressed by a number of models. The objective of this work was to test these models against each other experimentally. Participants learned routes by navigating through virtual environments which were presented on a computer monitor. Subsequently they were asked to estimate distances between objects in the environment from memory. The time needed for these estimates was used to deduce properties of the underlying spatial representation. The first part of this work focused on the question of how distances along routes are represented. The results are in line with the notion that these estimates result from mental scanning of a map-like representation. The second part addressed the representational format that enables people to judge straight line distances between locations. Reaction times indicate that these distances are not reconstructed from route segments during the estimation process. Instead they support the notion that they also are estimated by scanning map-like representations. In sum, the results are in contrast with the theory that spatial relations are reproduced by inte-grating explicitly encoded relations that are perceptually accessable while learning. Rather, it is proposed that spatial information is integrated to a high degree while it is encoded.