Von roten Autos und blauen Töpfen: Farbinformationen in impliziten und expliziten Gedächtnistests
On red cars and blue pots: color information in implicit and explicit memory tests
- In fünf Experimenten wurden Erinnerungen an das Merkmal Farbe geprüft. Dabei wurden speziell implizite Gedächtnistests eingesetzt, in denen eine Bearbeitung ohne Verweis auf eine vorangegangene Lernphase und explizite Erinnerungsaufforderung erfolgte. Die empirischen Befunde in diesen Verfahren sprechen eindeutig gegen die in der Gedächtnispsychologie weit verbreiteten Kennzeichnung der Farbe als "irrelevante" Merkmalsdimension. So zeigte sich in der Farbwahlaufgabe der Einfluss der Farbe auf die Gedächtnisleistung, indem wiederholten schwarzweißen Testreizen die korrekte Zielfarbe häufiger spontan zugewiesen wurde als den neuen Stimuli. Dieser Wiederholungseffekt wurde weder durch den Formatwechsel von Bildern zu Wörtern, noch durch den Wechsel des abgebildeten Darstellungsexemplars beeinträchtigt, so dass von einer primär abstrakt-konzeptuellen Vermittlung auszugehen ist. Ein Farbeffekt war auch in zwei neu konstruierten impliziten Gedächtnistests zu verzeichnen. Zudem ergaben sich für die Aufgabe, in der die präferierte Farbe anzugeben war, erste Hinweise auf eine Beteiligung datengesteuerter Prozesse. Gängige Einschätzungen, nach denen die Farbe in solchen perzeptuellen impliziten Tests generell keine Rolle spielt, konnten damit erstmalig widerlegt werden. Zusätzlich erhobene explizite Testversionen erbrachten zum Teil erheblich abweichende Ergebnismuster. Offenbar wurde im impliziten Test von gespeicherten Informationen anders Gebrauch gemacht, als wenn das bewusste Erinnern der Studierepisode gefordert war.
- Five experiments explored implicit and explicit memory for color. Unlike tests of explicit memory, implicit memory tasks do not require intentional recollection of prior experiences, and memory is measured indirectly. The results of the present experiments are clearly at odds with the widely-accepted notion that color is an irrelevant feature dimension in memory. In the color"choice task (implicit test) specific color effects were obtained for achromatic versions of line drawings: When asked to select an appropriate color spontaneously, participants chose previously seen colors more often than was expected by chance. Priming was insensitive both to changes of display format (from verbal versions of study stimuli to pictorial stimuli at test) and to exemplar changes from study to test, suggesting that color priming may be conceptually mediated. However, color specificity was also obtained in two other tests of implicit memory, including a newly designed preference task: When asked to choose the preferred color on the basis of visibly presented color test stimuli, priming depended on perceptual similarity of study and test stimuli, indicating that perceptual processes played an important role. Thus, even perceptual implicit memory tests may be sensitive to color features. With additional explicit versions of the memory tasks, however, different patterns of results were obtained. Apparently, encoded information was used differently depending on whether the task required conscious recollection of the study episode or not.