Vf gance rime ſetzen : Untersuchungen zur mittelhochdeutschen Syntax unter den Bedingungen des epischen Reimpaarverses am Beispiel der „Yolanda von Vianden“
- Die Untersuchung verbindet Methoden der Korpuslinguistik und des close readings, um an einem repräsentativen Einzeltext mittlerer Länge das Verhältnis der syntaktischen und metrischen Ebene im mittelhochdeutschen Reimpaarvers zu untersuchen. Herausgearbeitet werden regelmäßig wiederkehrende Muster, die beide Ebenen stets gleich aufeinander abbilden. Diese Regelmäßigkeiten lassen sich aus den Lautstrukturen des mhd. Wortschatzes, den syntaktischen Bauplänen der Phrasen und Sätze, schließlich den Erfordernissen des metrischen Schemas erklären. Der häufig zur Erklärung herangezogene Reimzwang erweist sich bei näherer Betrachtung als eher sekundärer Einfluss auf die syntaktische Struktur. Neben typischen „Normalfällen“ bei denen sich statistisch häufige Betonungsmuster der Wörter, in üblichen, einfachen Satzstellungsmustern in immer gleicher Weise problemlos in den Reimpaarvers integrieren lassen, können auch wiederkehrende Abweichungsvarianten erklärt und beschrieben werden. Die festgestellten Regularitäten sind nur zu einem kleinen Teil und in wenigen Fällen deterministisch, es lässt sich jedoch, um die statistischen Auffälligkeiten zu begründen, zeigen, welche Vorteile sich aus bestimmten Varianten ergeben und welche Schwierigkeiten bei anderen entstehen, wie sich eine Variante durch eine andere ersetzen lässt. Beschrieben wird so der Gestaltungsraum des Dichters und die von ihm gewählten Lösungen. Indirekt ergibt sich zugleich ein Negativbild der Syntax, die den Zwängen des metrischen Schemas nicht unterworfen ist.
- The research project applies methods of the corpus linguistics and close reading to a representative Text of middle length in order to examine the relationship between the metrical and syntactic levels in the middle high German Reimpaarvers. It documents regular repeating shapes, mapping both structural levels on each other. These regularities are explained by the regular phonetic shapes of the words, the repeating structures of phrases and sentences and the characteristics of the metrical scheme. By closer looking it seems that the rhyme, often made responsible for unusual syntactic findings, is of rather secondary explanatory nature for these patterns. Apart from typical „normal“ cases, where frequent stress patterns of the words correspond with typical simple sentence structures in stereotypical ways, making them easily to incorporate into the Reimpaarvers, repeating variants of these schemes are documented and explained. The observed regularities are only rarely deterministic. To explain the statistical findings, the advantages of certain variants are shown and described, what kinds of difficulties arise, when one variant is exchanged for another. In this way the room of possibilities for the poet as well as his choices are described. Indirectly a kind of negative develops of a middle high German syntax not subjected to the Reimpaarvers.