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Vorsorgende Gesundheitslehre gehörte das ganze Mittelalter hindurch und in der Frühen Neuzeit zu den zentralen Bereichen medizinischer Versorgung der Bevölkerung. Grundlagen und Einzelheiten der Diätetik waren seit dem 15. Jh. sogar in volkssprachlichem Fachschrifttum verschiedenster Art reich verbreitet und den Menschen aus täglicher Praxis vertraut. Auch Dichter spielten nicht nur auf diätetisches Wissen an, sondern verarbeiteten es mehr oder weniger intensiv zu komischen, grobianischen oder sehr deftigen Texten. Der Grobianismus war freilich nicht Selbstzweck, vielmehr spielte didaktische Belehrung stets eine gewichtige, wenn auch eher unterschwellige Rolle.
Der These vom Einfluß medizinischer Grundkenntnisse auf weltliche Klein- und Kleinstdichtung und dem Umsetzen von Fachwissen in Unterhaltungsliteratur gilt vorliegende Studie.
Im März 196 v. Chr. erließ eine in Memphis versammelte Synode von Priestern aus den Tempeln Ägyptens ein Ehrendekret in drei verschiedenen Sprachen für den amtierenden Herrscher Ptolemaios V. Epiphanes: Der klassischen Sprache des pharaonischen Ägypten, geschrieben in altägyptischen Hieroglyphen, dem Demotischen, der damals gesprochenen Sprachstufe des Altägyptischen und dem hellenistischen Griechisch des 2 Jh.. Von dieser Textsorte sind bisher insgesamt nur vier relativ vollständig erhaltene Beispiele auf uns gekommen. Diese folgen sämtlich in ihrem Formular in hohem Maße der im griechischen Bereich ubiquitären Psephismata und setzen alle im jeweiligen Beschlussteil Ehrungen fest, die die Rolle des ptolemäisch-hellenistischen Herrschers im Kontext der altägyptischen Kulte betreffen. Die vorliegende Arbeit will zum einen in ihrem Kommentarteil eine Grundlage für die weitere Beschäftigung mit allen drei Sprachfassungen des Dekrets von Memphis durch die ptolemaistisch-althistorische Forschung leisten. Zum anderen möchte sie auf Grundlage des Textes die Rolle des Herrschers aus Sicht der beschließenden Priesterschaft beleuchten. Es kann gezeigt werden, dass das Dekret - anders als bisher angenommen - nicht zur eigentlichen Thronbesteigung, sondern anlässlich eines späteren Thronjubiläums erlassen wurde und gleichwohl die Fiktion eines innenpolitischen Neuanfangs (vermutlich im Sinne des Hofes) angesichts erster, bescheidener Erfolge gegen innere Aufstände der indigenen Bevölkerung in Unter- und Oberägypten inszeniert. Die kultische Herrscherverehrung hellenischer Provenienz erscheint in diesem Text ggü. den früheren Dekreten von Kanobos und Raphia relativ vollständig in den altägyptischen religiösen Kontext übersetzt, sodass hier durchaus von einem "ägyptischen Herrscherkult" gesprochen werden kann. Dabei wird der sehr junge fünfte Ptolemäerkönig sehr auffällig mit Kindformen des Gottes Horus (Harendotes, Harsiese) gleichgesetzt, was zum einen die legitime Machtübernahme durch den Sohn des verstorbenen Herrschers von einer im ägyptischen Kontext religiös definierten Sieghaftigkeit gegen die "Götterfeinde" abhängig erscheinen lässt, zum anderen den König in den Kontext der spätzeitlichen Verehrung von Kindgottheiten und Götterttriaden setzt. Alles in allem scheint die ägyptische Priesterschaft mittels einer für die eigenen Bedürfnisse flexibel adaptierten ursprünglich griechischen Textform den eigenen Anspruch auf Definition religiös legitimierter Königsmacht erhoben und im Diskurs um Privilegien und Unterstützung im ptolemäischen Ägypten kommuniziert zu haben.
Die vorliegende Arbeit geht von der These aus, dass die Zeitthematik in ihren unterschiedlichen Aspekten eine konstitutive Rolle in Strauß" bis dato erschienenem Werk spielt und dass Strauß frühzeitig beginnt, einen eigenständigen Zugang zu dieser Problematik zu erkunden, der, ausgehend von der Alltagserfahrung, vor allem die Bereiche der Naturwissenschaften und Ästhetik einschließt. Die Kernphase dieser Aneignung wird dabei in einer über zehnjährigen Schaffensperiode in Strauß" früherem Werk verortet, in der Begrifflichkeiten aus diesem Komplex stark gehäuft auftreten. Sie lässt sich anhand von vier zentralen Werken umreißen: "Paare, Passanten", "Der junge Mann", "Die Zeit und das Zimmer" und "Beginnlosigkeit". Dabei liegt ein Hauptaugenmerk darauf, den oft tastenden, experimentellen Charakter der oft fragmentarischen Texte in einen Gesamtzusammenhang zu stellen und der chronologischen Entwicklung von Strauß" Zeitbegriff zu folgen. Als Ausgangspunkt wird ein fundamentales Ungenügen identifiziert, das der Autor in "Paare, Passanten" schrittweise anhand von Alltagsbeobachtungen konkretisiert. Strauß zeichnet hier das Bild des "Gegenwartsnarren", der in seiner beschleunigten, medial dominierten Umgebung zunehmend in die Rolle des passiven Konsument eines Informationsüberangebotes gedrängt wird. Er zieht den flüchtigen Reiz der wechselnden Bilder dem Ergründen von Sinnzusammenhängen vor und verliert dabei letztlich seinen Bezug zur Geschichte. Sowohl zu seiner eigenen, individuellen Herkunft als auch zum gemeinschaftlichen Narrativ, das zwischen den Schrecken von Holocaust und drohender atomarer Vernichtung eh bereits einen großen Teil seines sinnstiftenden Potenzials eingebüßt hat. "Der junge Mann" baut auf diesen Befund auf und verschreibt sich der Erkundung eines "neuen Zeitempfindens", das es ermöglichen soll, unsere moderne Lebenswelt in ihrer Beschleunigung und oberflächlichen Divergenz wieder als sinnerfüllt wahrzunehmen. Die Analyse der Einleitung und ersten Romankapitel zeigt, wie Strauß dazu zunächst tradierte Zeitbegriffe radikal hinterfragt und letztlich in Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften ein eigenes Konzept entwickelt, das er in der Folge erprobt. Anknüpfend an die Syntheseansätze von Arthur Eddington verbindet Strauß Erkenntnisse aus der Relativitätstheorie, der Thermodynamik, der Komplexitätstheorie und Kybernetik zu einem Ganzen, das der als zu eng empfundenen linearen Progression ein vielschichtiges Modell entgegensetzt, das auch Stillstand, zyklische Wiederkehr sowie zeitweilige Verjüngung und Rückläufigkeit als Konstituenten zeitlicher Abläufe begreift. Die spezielle Relativitätstheorie räumt dabei mit der Vorstellung einer absoluten physikalischen Zeit auf, die gleich einem universellen, transzendenten Uhrwerk der Welt ihren Takt und ihre Richtung aufzwänge. Sie begreift Zeit und Raum als Verhältnisse, in denen die Ereignisse zueinander stehen und die letztendlich den Dingen selbst entwachsen. Einen kontinuierlichen, gerichteten Fluss der Zeit kann die Relativitätstheorie nicht verbürgen; diese Lücke versuchen Physiker in Anschluss an Eddington mit dem Hinweis auf die Thermodynamik zu schließen. Nach deren zweiten Hauptsatz müsste das Universum als geschlossenes System einer stetigen Entropiezunahme unterliegen, die letztlich den Strom der Zeit konstituiere. In diesem globalen Fluss, und hier beruft Strauß sich auf die Komplexitätstheorie, gibt es jedoch immer wieder lokale Abweichungen und gegenläufige Entwicklungen. Strauß baut auf diesen Überlegungen auf und integriert sie tief in seine eigene Ästhetik. So greift der "Junge Mann" in seinen Erzählstimmen und in der Figurenrede nicht nur häufig Gedanken und Bilder aus der wissenschaftlichen Debatte auf, die ganze Struktur des Romans lässt sich als ein solcher Wechsel zwischen linear-gerichteten Rahmenstrukturen und divergenten Binnenelementen verstehen. Dieses Verfahren, naturwissenschaftliche Aspekte der Zeitthematik in der künstlerischen Form aufgehen zu lassen, baut Strauß in den nächsten Jahren weiter aus, wie die Arbeit exemplarisch an zwei weiteren Werken zeigt. "Die Zeit und das Zimmer" etwa zeugt in seiner ganzen Anlage von einer Auseinandersetzung mit der Quantentheorie und dem "Viele-Welten-Modell". Hier wird im fiktionalen Raum eine Welt erforscht, in der die Entscheidung zwischen mehreren Möglichkeiten keinen ausschließlichen Charakter mehr hat, sondern mehrere Alternativversionen eines Lebenswegs parallel zueinander koexistieren. "Beginnlosigkeit" schließlich entwirft analog zur "Steady-State-Theorie" eine Ästhetik, die ohne Anfang und Ende auskommt und deren "Botschaft" letztlich in die Textgestalt eingeschrieben ist. An Stelle einer linear-diskursiv aufgebauten Erzählung tritt ein Verbund von fragmentarischen Textblöcken, der zunächst inkohärent wirkt, aber durch lose thematische Bezüge, vor allem aber auch durch assoziative Anklänge und leitmotivisch wiederkehrende Bilder immer wieder auf sich selbst vor- und rückverweist. Dem Leser, der sich auf diese Textbewegung einlässt, offenbart sich im Vor- und Zurückblättern die gewünschte Leseerfahrung: Sinnkonstitution erschöpft sich nicht in einer linear-progressiven Verkettung von Vorher und Nachher, von Ursache und Wirkung. Erst wenn die "Linie" durch den "Fleck" ergänzt wird, d.h. durch Elemente des Richtungslos-Assoziativen, des Zyklus und selbst der Stase, ist eine Erkenntnishaltung erreicht, die der Vielschichtigkeit unserer Lebenswelt gerecht wird. Strauß" Projekt eines "neuen Zeitempfindens" ist damit zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Die Naturwissenschaften dienten dabei als zentrale Inspirationsquelle und gaben einen Erkenntnisstand vor, hinter den der Autor nicht zurückfallen wollte; letztlich gehen sie jedoch weitestgehend in ästhetischer Form auf.
Ausgelotet wird in diesem Aufsatz das Spektrum der ästhetischen und technischen Entwicklung des ältesten Genres, das der Film hervorgebracht hat: der Reisefilm. Schwerpunkt der Analyse ist das Frühe Kino und dessen filmästhetische Besonderheiten. rnNeue experimentelle Formen - wie die "Cartes postales Video" von Robert Cahen und filmkünstlerische Verwandlungen historischer Reisefilme durch die Mailänder Künstler Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi - greifen zeitgenössisch auf dieses kreative Potential der Frühzeit des Kinos zurück. rn
Gegenstand dieser bauarchäologischen Analyse ist die Baugeschichte von Saint-Jacques zu Dieppe von ihrem Beginn bis zur 1543 abgeschlossenen Chorwölbung. Die Untersuchung stützt sich auf eine detaillierte Bauanalyse sowie auf die Auswertung des spärlichen Quellenmaterials, das neue Aufschlüsse zur ursprünglichen Bestimmung des Baus und zum Zeitpunkt der Gründung lieferten. Zu Beginn lieferten Bauten der Niedernormandie mit Caen als Zentrum die Vorbilder und die Anregungen. Nach einem kurzen Aufscheinen der kronländischen Architektur, insonderheit Mello, kommen hauptsächlich Roueneser Kirchenbauten als Inspirationsquellen für die Architektur vor. Die Pfarrkirche Saint-Jacques konnte aufgrund ihrer langjährigen Entstehungsgeschichte nicht als Gesamtkonzept rezipiert werden. Dort wurden aber Teillösungen entwickelt, die in normannischen Nachfolgebauten wiederzufinden sind. Die Rose des Südquerhauses von Saint-Ouen in Rouen stellt das bedeutendste Beispiel dafür dar. Ob der im Bauverlauf zu Beginn des 13. Jahrhundert konstatierte Formen- und Vorbilderwechsel auf die politischen Ereignisse zurückzuführen ist, konnte ebenso wenig für Dieppe wie auch für die Kathedrale Notre-Dame in Rouen beantwortet werden. Außer Zweifel steht, dass Saint-Jacques eine wichtige Rolle für das Verständnis der Entwicklungsgeschichte der normannischen Gotik spielt, indem dort etwa 350 Jahre Baukunst dokumentiert sind.
Die auf einem Plenarvortrag zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts zum Thema "Das Erdbeben von Lissabon und der Katastropendiskurs im 18. Jahrhundert (Göttingen 2005) aufsetzende Untersuchung analysiert die Behandlung des Erdbebens von Lissabon im Jahr 1755 in illustrierten Ausgaben von Voltaires erstmals 1759 erschienenem Roman "Candide".
Edition und Kommentar von 27 Texten auf Papyrus aus den französisch-italienischen Grabungen in Tebtynis (Umm el-Breigât), Ägypten. Alle Texte stammen aus römischer Zeit und sind in Tebtynis gefunden worden. Sie werden hier erstmals mit Abschrift, Übersetzung und Kommentar herausgegeben und beleuchten diverse Aspekte des täglichen Lebens, so auf Verwaltung, Wirtschaft, Rechtsangelegenheiten, Bevölkerung, Religion, Steuerwesen, Arbeitsalltag, Vertragswesen, geschäftliche und erbrechtliche Angelegenheiten. Es handelt sich somit um Quellenmaterial für alle altertumswissenschaftlichen Nachbarsdisziplinen. Folgende Texte sind enthalten: 1. Rundschreiben des Praefectus Aegypti; 2. Monatsbericht der Sitologen von Kerkesis; 3. κατ'ἄνδρα-Bericht der Sitologen von Kerkesis (Verso von Nr. 2); 4. Fragment eines Amtlichen Schreibens; 5. Verhandlungsprotokoll; 6. Liste von Dörfern und Geldsummen; 7. Liturgie-Vorschlagsliste (?); 8. Personenliste; 9. Aufstellung über Naturalien; 10. Tempelabrechnung; 11. Zensusdeklaration; 12. Schluß einer Eingabe mit Namenliste; 13. Eingabe der Thenherakleia?; 14. Quittungsbogen für verschiedene Steuern; 15. Quittungen für Dammsteuer; 16. Fragment einer Lohnquittung für Arbeiten auf einem Kleros (?); 17. Fragment einer Lohnquittung; 18. Liste von Zahlungen in Weizen; 19. Abrechnung von Außenständen in Naturalien und Geld; 20. Agoranomischer Vertrag über ein Geld- und Getreidedarlehen; 21. Donatio mortis causa; 22. Geschäftsbrief: Heron an Heron; 23. Geschäftsbrief: Heron an Heron; 24. Geschäftsbrief: Heron an Sabinos; 25. Brief; 26. Brief; 27. Fragment mit Erwähnung von Dörfern und Immobilien (descr.)
Der Autor beschäftigt sich mit der Frage, ob Angriffskriege ein probates Mittel für die Bekämpfung des internationalen Terrorismus darstellen. Unter Einbeziehung der aktuellen politischen Debatte in Deutschland rund um die Vorschläge zur gezielten Tötung von Terroristen fragt er zunächst nach dem Wesen des Terrorismus und analysiert die Reaktionen der westlichen Politik auf diesen. Ein eingehender Blick erfolgt dabei insbesondere auf die Außen- und Sicherheitspolitik der einzig verbliebenen Supermacht USA und die von ihr ausgehenden Kriege gegen Afghanistan und den Irak als Mittel der Terrorismusbekämpfung. Der Autor kommt schließlich zu dem Ergebnis, der Terrorismus sei als eine Art der Kriegsführung zu begreifen, der mit Mitteln des hergebrachten klassischen Staatenkrieges nicht beizukommen sei. Schließlich beleuchtet er auch die dem Rechtsstaat drohende Gefahr, wenn im Zuge der Terrorismusbekämpfung die Bereitschaft wachse, rechtsstaatliche Gewährleistungen abzuschwächen.
Mord im Namen der "Ehre", die Strafe für die Missachtung einer klar definierten Rolle der Frau, findet weder im Koran noch in der Theologie des Islam eine Grundlage. Dennoch ereignen sich Ehrenmorde vor allem in islamischen traditionellen Gesellschaften, in denen sehr eindeutig und streng definierte Normen für Mann und Frau, die mit religiösen Anordnungen begründet werden, im Kollektiv überwacht und Grenzüberschreitungen vor allem Frauen schuldzuschreibend zur Last gelegt werden. Nicht nur in islamisch geprägten Ländern, sondern auch im Westen sind nahöstliche Auffassungen weiblicher und männlicher Geschlechterrollen wie auch die Ehrenmorde selbst zu einem Thema von immenser Bedeutung geworden. Geht es doch zunächst darum, sich mit kulturell-religiös begründeten Sichtweisen von Zuwanderergemeinschaften zu beschäftigen. Dann aber muss es, allein im Zuge der brennenden Fragen von Integration und der praktischen Gestaltung eines konstruktiven Zusammenlebens, auch um eine fundierte Auseinandersetzung über die Grenzen kultureller Toleranz und um konkrete Menschenrechtsverletzungen gehen. Ist es Zufall oder Zwangsläufigkeit, dass gerade in der dritten Generation muslimischer Migranten diese Problematik besonders aufbricht? Es ist Zeit zur Aufklärung und zum Handeln.
Islam und Menschenrechte: Sind dies zwei Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen? Auf den ersten Blick nicht, denn mit der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im Islam" von 1981 und der "Kairoer Erklärung der Menschenrechte" von 1990, seien nur zwei Beispiele genannt, die versuchen Menschenrechte und Islam in Einklang zu bringen. Bei genauerem Hinsehen erblickt man jedoch wesentliche Problemfelder, die Zweifel zulassen, ob die islamischen Menschenrechtserklärungen eine ähnliche Garantie wie die "AllgemeinernMenschenrechtserklärung" der UN-Vollversammlung von 1948 bieten. Augenscheinlichster Unterschied ist, dass die Scharia in den genannten Erklärungen absolut gesetzt wird, und somit die Garantien und Freiheiten, insbesondere im Hinblick auf "Nichtgläubige" und Frauen, eingeschränkt werden. Kann man also von einer Menschenrechtserklärung sprechen, wenn nicht alle Menschen unabhängig von Religion und Geschlecht gleich sind? Dennoch darf nicht der Fehler gemacht werden, Islam und Menschrechte in ein Ausschlussverhältnis zu setzen: Wie die Autorin zeigt, gibt es Bewegungen, die sich für eine Neuausrichtung in der islamischen Menschenrechtsdebatte einsetzen und sich im Hinblick auf Opfer von Menschenrechtsverletzungen engagieren. Wer letztendlich im Streit um die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte oder aber der Scharia obsiegen mag, ist noch offen.
Stellt die direkte Demokratie ein (Alternativ-)Modell für Deutschland dar? Bisher gab es seit 1974, mehr oder weniger unbeachtet von der Öffentlichkeit, drei parlamentarische Erörterungen zu diesem Themenfeld. Der letzte Vorstoß scheiterte 2002 an der für Verfassungsänderungen erforderlichen 2/3-Mehrheit. Gemeinhin wird die Einführung von direkter Demokratie in Deutschland mit dem Verweis auf die schlechten Erfahrungen unter der Weimarer Reichsverfassung abgelehnt. Aus der Sicht des Autors wurde dieses Instrument aber nicht so eingesetzt, dass es für das Entstehen des totalitären Regimes des Dritten Reichs verantwortlich gemacht werden könnte. Dennoch scheint es in Deutschland die Befürchtung zu geben, dass die Bevölkerung nicht mit dem Mittel direkter Demokratie verantwortungsbewusst umzugehen weiß. Demgegenüber stehen die positiven Erfahrungen der Schweiz mit der Zulassung von mehr Mitgestaltungsrechten für die Bevölkerung. Kann es schließlich eine bessere Bekämpfung autokratischer Willkür geben als durch die Bürger, die sachlich und gemeinwohlorientiert zu entscheiden in der Lage sind? Es scheint an der Zeit zu sein in einen neuen Abwägungsprozess einzutreten und von den Erfahrungen anderer Länder zu profitieren.
Auf der Grundlage von bodenphysikalischen Standortdaten wurden mit dem physikalisch basierten Modell CATFLOW Bodenwassergehalte und Abflussprozesse von verschiedenen Standorten im Mesozoikum der Trierer Bucht auf der Plotskale simuliert. Die Standorte unterscheiden sich durch das Ausgangssubstrat der Bodenbildung (lehmig-tonig, schluffig-sandig) und die Landnutzung (Acker, Grünland, Wald). Für die Modellvalidierung standen wöchentliche Bodenwassergehaltsmessungen, monatliche Sickerwassersummen aus Lysimetermessungen und Oberflächen- und Zwischenabflusskurven von Beregnungsversuchen zur Verfügung. Ziel der Arbeit ist es zu untersuchen, inwieweit Retentionseigenschaften, Abflussprozesse und Abflussmengen aus Standortdaten ohne eine weitere Kalibrierung des Modells abgeleitet werden können. Besonderer Wert wird dabei auf die Parametrisierung des Bodens gelegt. Das Modell simuliert den Wassertransport in der Bodenmatrix über die zweidimensionale Richardsgleichung und den schnellen Wassertransport in Makroporen über ein einfaches Bulk-Modell. Daneben werden Oberflächenrauhigkeit, Durchwurzelungstiefe und Vegetationsbedeckung im Jahresgang berücksichtigt. Um den Einfluss von unterschiedlichen Parametrisierungen des Bodens aufzuzeigen, werden verschiedene Parametrisierungsvarianten untersucht. Die van Genuchten/Mualem-Parameter, welche die Retentions- und Leitfähigkeitseigenschaften der einzelnen Bodenhorizonte beschreiben, wurden zum einen über die Bodenart und Trockenrohdichte bestimmt und zum anderen über die Anpassung von Retentionskurven an im Labor bestimmte Punkte der Wasserspannungskurve ermittelt. Die Ergebnisse der Simulationen für die Standorte mit Bodenfeuchtemessung zeigen, dass mit dem Modell der Jahresgang der Bodenfeuchte prinzipiell nachvollzogen werden kann. Jedoch führt keine der drei Parametrisierungsvarianten zu einer eindeutigen Überlegenheit bei der Simulationsgüte. Um neben den üblichen Gütemaßen ein weiteres Kriterium für den Erfolg oder Misserfolg einer Standortsimulation zu gewinnen, wurden die Simulationsergebnisse mit den Messwerten der anderen Standorte verglichen. An vier von zehn Standorten führt der Vergleich der Messwerte mit den Simulationen von anderen Standorten zu einer deutlich besseren Übereinstimmung als die Simulation für diesen Standort. Die Ergebnisse der Simulationen der Lysimeterstandorte zeigen, dass mit dem Makroporenansatz ein schneller Wasserfluss im Sommer nicht simuliert werden kann, da das "Anspringen" der Makroporen im Modellkonzept an den Bodenwassergehalt geknüpft ist. Auch hier wurden die Simulationsergebnisse mit den Messwerten der anderen Standorte verglichen. Für fünf von acht Standorten konnte mit den simulierten Sickerwassermengen von anderen Standorten eine bessere Übereinstimmung erzielt werden. Die Simulation der Sickerwassermenge aus Lysimetern scheint daher auf Grundlage der vorliegenden Datenbasis den jeweiligen Standort nicht in seiner Einzigartigkeit charakterisieren zu können. Die mit den Beregnungsversuchen bestimmten Abflussprozesse konnten für die Mehrheit der 18 Standorte mit dem Modell abgebildet werden. Der Oberflächenabfluss konnte für Standorte, die nicht zur Verschlämmung neigen, unter Berücksichtigung von Infiltrationsdaten sehr gut nachgezeichnet werden. Zwischenabfluss wird zwar simuliert, bleibt aber auf der Plotskale in Dynamik und Abflussmenge hinter dem Realsystem zurück. Mit der Untersuchung konnte gezeigt werden, dass sich sowohl die zeitliche Entwicklung des Bodenwassergehaltes, als auch die gemessenen Abflussprozesse allein über die Standortdaten, ohne eine weitere Kalibrierung des Modells, abbilden lassen. Die Trennschärfe der Modellierung ist bei Standorten mit relativ ähnlicher bodenphysikalischer Ausstattung begrenzt. Andererseits müssen aber auch Messungenauigkeiten, besonders bei der thermogravimetrischen Bestimmung des Bodenwassergehaltes, berücksichtigt werden. Eine standortbezogene Aussage über Retentions- und Abflussverhalten ist über eine Simulation möglich, jedoch bleibt die quantitative Aussagekraft begrenzt.
Die Studie beschäftigt sich mit der kommunalen Armenfürsorge in Galway und Gort,im Westen Irlands und ihrem Einfluss auf die Entwicklung der lokalen Verwaltung. Der zeitliche Rahmen wird von der Einführung der irischen Armengesetzgebung 1838 und der Unabhängigkeit Irlands 1921 bestimmt. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage,welche Bedeutung der Armenverwaltung bei der generellen Ausbildung staatlicher Administration in Irland zukam. Im ersten Teil werden zunächst die sozioökonomischen Rahmenbedingungen in Galway und Gort vorgestellt. Die Lage und Größe,aber auch die wirtschaftliche Situation des Untersuchungsgebietes beeinflusste die Arbeitsweise der lokalen Aufsichtsgremien der Armenverwaltung. Von zentraler Bedeutung ist der rechtliche Rahmen,innerhalb dessen die Aufsichtsgremien der Armenverwaltung operierten. Um die "spezifische Ausprägung" der irischen Institutionen der Armenverwaltung zu analysieren,wird der Vergleich zur englischen und schottischen Armengesetzgebung gezogen. Die Studie untersucht jedoch nicht nur die normative Ebene der Armengesetzgebung zwischen 1838 und 1921,sondern beschäftigt sich vor allem mit der alltäglichen Praxis der Verwaltung vor Ort. Im Mittelpunkt stehen dabei die Akteure auf der lokalen und zentralen Ebene: die Board of Guardians und die Poor Law Commission bzw das Local Government Board. Andere lokale Verwaltungseinrichtungen,wie die Grand Juries oder die Town Commissioners,werden in die Betrachtung einbezogen,soweit sie mit den Aufsichtsgremien der Armenverwaltung in Berührung kamen. Dabei werden besonders parallele und/oder konkurrierende Zuständigkeitsbereiche in den Blick genommen. Diese Analyse der Akteure ermöglicht die Untersuchung von Ausdifferenzierungs- und Veränderungsprozessen in der lokalen Verwaltung in Irland. Der zweite Teil der Arbeit untersucht detailliert die Aufsichtsgremien der Armenverwaltung von Galway und Gort in vergleichender Perspektive. Durch den Stadt-Land Vergleich sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der personellen Zusammensetzung und der Arbeitsweise der lokalen Aufsichtsgremien der Armenverwaltung herauspräpariert werden. Dabei werden zunächst die (Armen-)Steuerzahler analysiert. Sie wählten einen Teil der Mitglieder der lokalen Armenverwaltung und beeinflussten so die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien. Ein Kapitel im zweiten Teil der Arbeit untersucht die Mitglieder der Aufsichtsgremien der Armenadministration. Sozioökonomische, familiäre, religiöse und berufliche Hintergründe sowie Angaben zu anderen Ämtern dienen dazu, deren Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Personen in der lokalen Armenadministration zu untersuchen. Wie regelmäßig nahmen die einzelnen Mitglieder an den Sitzungen teil? In diesem Kapitel können nicht alle der erfassten Mitglieder behandelt werden, so dass besonders die Vorsitzenden und ihre Stellvertreter analysiert werden. Weiterhin werden Mitglieder, die einflussreiche politische Funktionsträger waren, untersucht. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Professionalisierung der Aufsichtsgremien der Armenadministration in der zeitlichen Entwicklung nach 1838. Es wird der Frage nachgegangen, ob mit der Aufgabenakkumulation über die eigentliche Armenadministration hinaus auch eine Zunahme des Einflusses der Aufsichtsgremien der Armenverwaltungen im Hinblick auf ihr Verhältnis zur Dienststelle in Dublin einherging. Der Kontakt zur zentralen Behörde war sehr ausgeprägt und regelmäßig, so dass die Kommunikation mit der übergeordneten Verwaltungsebene als sehr wichtig angesehen werden kann. Wie wirkten sich die umfassenden Kontroll- und Weisungsbefugnisse auf die Arbeitsweise der lokalen Armenadministration aus und welchen Einfluß hatten diese Befugnisse auf das Kommunikationsverhältnis? Gelang es den Mitgliedern der Armenverwaltung ihren Handlungsspielraum zu erweitern, etwa durch die Nutzung alternativer Kommunikationswege oder in ihrer Aufgabe als politische Funktionsträger? Wie häufig war die Kommunikation mit anderen irischen lokalen Aufsichtsgremien der Armenverwaltung und gab es Kooperationen? Ein weiteres Kapitel im zweiten Teil der Arbeit untersucht den Stellenwert von politischen Themen in den Diskussionen der Aufsichtsgremien der Armenverwaltungen, wobei insbesondere das Spektrum der Diskussionen innerhalb des Board of Guardians analysiert wird. Wie wirkten sich die Auseinandersetzungen um die Landfrage oder die Forderung nach Selbstverwaltung aus? Kam es zu personellen Veränderungen in den Aufsichtsgremien oder veränderten Arbeitsweisen der örtlichen Armenverwaltung? Ein Paragraph dieser Studie geht der Frage nach, ob und inwieweit die Board of Guardians mit anderen lokalen Apparaten vernetzt waren, anhand des Beispiels der Verflechtungen von Medizin und Armenadministration.
Die Arbeit untersucht das Lexem 'Fusion' in Fachtexten verschiedener medizinischer Disziplinen: Ophthalmologie, Orthopädie, Chirurgie, Pädiatrie. Dabei treten semantische Widersprüchlichkeiten, Ungenauigkeiten und Doppeldeutigkeiten zutage, die die Leser mehr verwirren als sachkundig informieren. Die expertensprachliche Kommunikation ist gestört. Des weiteren finden sich Hinweise darauf, dass die verwendete Semantik von fachlich-kognitive Einflüsse geprägt wird; so spiegelt das Lexem 'Fusion' beispielhaft den dreiteiligen Denkschritt der Mediziner wider: Physiologie, Pathologie, Therapie. Auch andere kognitive Einflüsse werden bei der semantischen Untersuchung des Lexems deutlich.
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des INTERREG III B-Projektes WaReLa (Water Retention by Landuse), das sich mit dem Rückhalt von Wasser in der Fläche als Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz beschäftigt. Im Vordergrund stehen dabei die so genannten dezentralen Rückhaltemaßnahmen als Alternative bzw. Ergänzung zum technischen Hochwasserschutz. Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage nach der Effizienz von Retentionsmaßnahmen in urbanen Räumen und deren Beitrag zum Hochwasserschutz. Es handelt sich um ein relativ junges Forschungsthema, welches die Fachwelt bis heute kontrovers diskutiert. Wie bisherige Untersuchungen zeigen, sind allgemeine Aussagen über die Retentionswirkung nicht möglich, da das Potential der Regenwasserbewirtschaftung und deren Rückhaltewirkung von mehreren gebietsspezifischen Faktoren gesteuert werden. Untersuchungen an einem Retentionssystem im Neubaugebiet Trier-Petrisberg sollten weitere Erkenntnisse bringen. Hierzu wurde zum einen die hydraulische Belastung einzelner Retentionsanlagen untersucht und zum anderen wurden N A-Simulationen mit dem Programm erwin 4.0 durchgeführt. Laut N-A-Simulationen hält das Retentionssystem, welches für ein 100-jährliches Ereignis mit 56 mm Niederschlag und der Dauerstufe 3 Stunden konzipiert wurde, im Vergleich zur Entwässerung des Gebietes über ein Trennsystem zwischen 58 % und 68 % des Jahresniederschlags zurück. Ähnlich hohe Werte (60 80 %) nennen GÖBEL, STUBBE, WEINERT, ZIMMERMANN, FACH, DIERKES, KORIES, MESSER, MERTSCH, GEIGER & COLDEWEY (2004: 270f) und WEGNER (1992: 7f) für die von ihnen untersuchten Anlagen. Sehr hoch erscheint die Scheitel abmindernde Wirkung des Retentionssystems im Vergleich zu einer konventionellen Ableitung. Im Mittel beträgt diese 82 %, so dass der Scheitel der Einleitung in den Vorfluter Brettenbach im Vergleich zur Regenwasserableitung auf 1/5 reduziert wird. Aufschluss über die Scheitelabminderung im Vorfluter selbst kann nur eine Quantifizierung der einzelnen Abflusskomponenten geben. Das Retentionssystem arbeitet im Sommerhalbjahr effektiver als im Winterhalbjahr, da trockene Vorperioden, höhere Lufttemperaturen und die Vegetation im Sommer einen besseren Rückhalt konvektiver Niederschläge begünstigen. Korrespondierende Aussagen machen ASSMANN & KEMPF (2005), GANTNER (2003a) und NIEHOFF (2002). Beobachtungen und Simulationen zeigen, dass das Retentionssystem bisher effektiv arbeitet. Sämtliche Retentionsanlagen entleeren sich innerhalb von 48 Stunden. Die Arbeit wird ergänzt durch Handlungsempfehlungen zu Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung auf Privatgrundstücken. Sie sollen helfen, die Akzeptanz naturnaher Maßnahmen zur Bewirtschaftung von Regenwasser zu steigern, Fehler zu vermeiden und Projekte erfolgreich umzusetzen.
Seit den frühen siebziger Jahren ist im anglo-amerikanischen Raum eine große Anzahl an Romanen erschienen, die alle auf einer bzw. zwei eng verwandten schottischen Feenballaden ("Thomas the Rhymer" und "Tam Lin") basieren. Die vorliegende Arbeit untersucht eine Auswahl dieser Romane in vergleichender Perspektive. Der erste Teil beschäftigt sich mit Feenglauben und -literatur im Allgemeinen, während der zweite Teil der Analyse von zehn auf den Balladen basierenden Romanen gewidmet ist. Da im Ausgangsmaterial Elemente keltischen Volksglaubens eine zentrale Rolle spielen, untersucht das erste Kapitel die Grundlagen und möglichen Ursprünge des keltischen Feenglaubens. Um neben einer Einführung in die volkskundlichen Grundlagen auch eine Verankerung der Arbeit in aktuellen literaturwissenschaftlichen Theorien zu gewährleisten, gibt das zweite Kapitel einen Überblick über Theorien der phantastischen Literatur. Vorgestellt werden strukturalistische und funktionale Ansätze, die sich chronologisch von J.R.R. Tolkien (1948) über Tzvetan Todorov (1970) bis hin zu Farah Mendlesohn (2005) bewegen. Um die Bearbeitungen der frühmodernen Balladen literaturgeschichtlich einzuordnen, zeichnet das nächste Kapitel die Geschichte der literarischen Bearbeitungen des Elfenstoffes in der Literatur vom Mittelalter bis ins späte 20. Jahrhundert nach, mit Schwerpunkt auf englischsprachigen Werken. Von im Mittelalter noch stark vom Volksglauben beeinflussten, moralisch ambivalenten Figuren entwickeln sich die Elfen seit dem 16. Jahrhundert zu satirisierten, miniaturisierten und verniedlichten Gestalten; die Fantasyromane des späten 20. Jahrhunderts scheinen jedoch wieder zu stärker bedrohlichen Elfen zurück zu finden. Das nächste Kapitel widmet sich der Darstellung des Ausgangsmaterials, der zwei Balladen, die als Nr. 37 bzw. 39 in der Balladensammlung von Francis James Child zu finden sind. Erläutert werden die Entstehungsgeschichte der traditionellen Ballade (traditional ballad) im Allgemeinen und von Child Nr. 37 und 39 im Besonderen, sowie Varianten, Symbolik und Besonderheiten der zwei Balladen. Die anschließenden Analysekapitel beschäftigen sich jeweils schwerpunktmäßig mit einer Balladenadaption in Romanform: - Dahlov Ipcar: The Queen of Spells (1973) - Elizabeth Marie Pope: The Perilous Gard (1974) - Diana Wynne Jones: Fire and Hemlock (1984) - Ellen Kushner: Thomas the Rhymer (1990) - Pamela Dean: Tam Lin (1991) - Terry Pratchett: Lords and Ladies (1992) und The Wee Free Men (2003) - Patricia McKillip: Winter Rose (1996) Alle Analysekapitel sind ähnlich strukturiert: Nach kurzer Vorstellung des Autors folgt eine Zusammenfassung der Romanhandlung. Da alle Romane mehr oder weniger stark intertextuell sind, werden daraufhin Einflüsse und intertextuelle Anspielungen untersucht. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Verarbeitung der zwei Child-Balladen. Da nahezu alle untersuchten Romane ähnliche Hauptcharaktere aufweisen (junges Mädchen, junger Mann, Elfenkönigin) untersuchen die Analysekapitel diese Figurenkonstellation sowie die hier verarbeiteten folkloristischen Einflüsse. Trotz der großen zeitlichen und geographischen Bandbreite der Schauplätze sind sich die Romane erstaunlich ähnlich, vor allem in der Darstellung ihrer Hauptfiguren. Die weibliche Heldin ist meist jung, eigenwillig und unterscheidet sich oft durch eine negative Charaktereigenschaft oder Umweltbedingung von ihren Altersgenossinnen. Nahezu alle Romane werden aus der Perspektive der weiblichen Hauptfigur erzählt. Dies führt dazu, dass die männliche Hauptfigur weniger zentral und oft durch eine gewisse Passivität gekennzeichnet ist. Infolgedessen ist die zweite aktive Figur der Konstellation ebenfalls eine Frau " die Elfenkönigin. Auch in ihrer Darstellung lassen sich in allen Romanen große Gemeinsamkeiten finden: Sie ist attraktiv und grausam, kühl und oft überheblich. Insgesamt werden die Elfen in den Romanen deutlich unsympathisch geschildert. Sie sind eine Spezies schöner, (fast) unsterblicher, oft übernatürlich intelligenter und mit magischen Fähigkeiten begabter Wesen, doch sind sie auch kalt, grausam und vollkommen fremdartig und unverständlich für die Menschen. Ein möglicher Grund für die negative Darstellung der Elfen scheint didaktischer Art zu sein, da die Botschaft aller Adaptionen an die Leser lauten könnte: "Akzeptiere deine Unvollkommenheit und lass dich nicht von vermeintlich überlegenen Gegnern einschüchtern " auch sie haben Schwächen". Auch in Richtung Gender-Diskurs scheinen viele der Autoren eine Aussage machen zu wollen. Sie zeichnen ihre Heldinnen als "starke Mädchen", die in einer Umkehrung des "damsel in distress"-Schemas einen Mann aus der Gefangenschaft der Elfen retten. Als feministisch kann man die Adaptionen jedoch nicht bezeichnen, da sie hierzu eher zu konservativ sind, was sich vor allem darin zeigt, dass die einzige Frau im Roman, die wirklich über Macht verfügt " nämlich die Elfenkönigin " am Ende die Verliererin ist.
In der vorliegenden Dissertation wurde Belohnungssensitivität mit Spielverhalten und elektrophysiologischen Korrelaten wie dem Ruhe-EEG und ereigniskorrelierten Potenzialen auf Feedback-Reize in Verbindung gebracht. Belohnungssensitivität ist nach der zugrundeliegenden Definition als Konstrukt mit mehreren Facetten zu verstehen, die eng mit Extraversion, positiver Affektivität, dem Behavioral Activation System, Novelty Seeking, Belohnungsabhängigkeit und Selbstwirksamkeit assoziiert sind. Bei der Untersuchung einer spezifischen Spielsituation, in der 48 gesunde Studentinnen durch eigene Entscheidungen Belohnungen erhalten konnten, zeigte sich, dass das Spielverhalten mit den während des Spiels erfassten ereigniskorrelierten Potentialen (hier: FRN (feedback related negativity)und P300) auf die Belohnungssignale in Form eines Feedbacks korreliert. Belohnungssensitive Personen zeigen tendenziell nach einem Gewinn-Feedback eine weniger negative FRN-Amplitude, die wiederum positiv mit der gewählten Einsatzhöhe assoziiert ist. Auch die Amplitude der P300 scheint mit dem Spielverhalten zusammenzuhängen. So zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen typisch belohnungssensitivem Verhalten und der mittleren Amplitude der P300: Gewinne gehen mit einer größeren P300-Positivierung und schnelleren Entscheidungen im Spiel einher. Dagegen konnte weder das Spielverhalten noch die über diverse Fragebögen erfasste Ausprägung der Belohnungssensitivität in der kortikalen Grundaktivierung im Ruhezustand einer Person abgebildet werden. Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass Belohnungssensitivität ein Persönlichkeitsmerkmal ist, das sich sowohl im Verhalten, als auch in der elektrokortikalen Aktivität in belohnungsrelevanten Situationen widerspiegelt.
Im 18. Jahrhundert manifestierte sich ein grundlegendes Kennzeichen moderner Kunst: ihr Öffentlichkeitsanspruch. Dessen diskursiven Verdichtungen konkretisierten sich in der zeitgenössischen Kunsttheorie und -literatur, in der Kunstkritik, in Beschreibungen und bildlichen Darstellungen, und ebenso in vielfachen impliziten Strategien zur Adressierung bildender Kunst. In der Entstehung der Kunstausstellung, der Kunstkritik, dem Wandel des Patronagesystems und den damit verbundenen Kommunikationsstrategien bildender KünstlerInnen wird nicht nur eine historisch reale Figur beschrieben, sondern zugleich ein imaginäres Konstrukt entworfen: das Kunstpublikum. Am Beispiel zweier bedeutender Kunstzentren des 18. Jahrhunderts, Paris und London, wird der Umgang mit dieser neuen Öffentlichkeit in der bildenden Kunst, Kunstliteratur und Ausstellungspraxis verfolgt. Tatsächlich ist die Anrede des "enlightened public" oder "public éclairé" allgegenwärtig, doch ist es oft schwierig, die Grenzen zwischen höflicher Leerformel, Euphemismus und Ironie richtig zu lesen. Das Sprechen über Öffentlichkeit ist nicht einfach eine Quelle für einen historisch-soziologischen Wandel, sondern stellt ein Symptom der zunehmenden Emphatisierung des Öffentlichkeitsbegriffs im Zuge der Aufklärung dar. Dabei ist das "Publikum" auch eine Konstruktion, die Leerstellen auffüllen muss, und der ihm zugewiesene Platz wechselt immer wieder. Die Formierung des Öffentlichkeitsbegriffs geschah nicht nur als Prozess der Öffnung, sondern auch der Abgrenzung. Ebenso bedeutend wie die positiven Formulierungen sind die negativen Zerrbilder des Publikums, die im 18. Jahrhunderts vielfach entwickelt werden. Am Beispiel zweier solcher Negativbilder, des "Connaisseurs" und der "multitude" werden die Verbindungen zur ästhetischen Theorie untersucht. Traditionelle Öffentlichkeitstheorien hinterlassen noch weit in das 18. Jahrhundert hinein ihre Spuren. Dies führt zu Begrifflichkeiten, die nicht emanzipatorisch oder demokratisch geprägt sind und zu einem Verständnis von Öffentlichkeit, das nicht nur prinzipiell kritisch oder widerständig, subversiv oder oppositionell gedacht werden kann, sondern mit jeder Öffnung auch eine Schließung unternimmt. Das "Kunstpublikum" entwickelt sich in einem konfliktreichen Prozess, in dem sich die Zugangsberechtigungen zur Institution Kunst immer wieder verändern und neu ausdifferenzieren.