Abenteuer Sprache: Spanisch und Französisch im Kontakt mit amerikanischen Ureinwohnersprachen
(2006)
Sprache - ein Abenteuer?! Spanisch und Französisch - beide romanischen Sprachen sind in Amerika mit Ureinwohnersprachen in Kontakt getreten. In der vorliegenden Dissertation wird der Sprachkontakt zwischen Spanisch und den Maya-Sprachen (Maya yucateco) mit dem Kontakt zwischen Französisch und den Algonkin-Sprachen (Montagnais) vergleichend untersucht. Besondere Schwerpunkte bilden dabei die ersten Kontakte, die Fixierung der Ureinwohnersprachen durch die Europäer und die bis heute in Yucatán und Québec spürbaren linguistischen Konsequenzen dieser europäisch-indigenen Sprachdurchdringung. Obwohl der Einfluss der genannten Ureinwohnersprachen auf die beiden romanischen Sprachen insgesamt gesehen für relativ gering gehalten wird, stellt er einen wichtigen und interessanten Aspekt bei der Sprachbetrachtung dar. Ohne das Werk der europäischen Missionare hätte die Reichhaltigkeit der indigenen Sprachen nicht bis zum heutigen Tage lebendig gehalten werden können. Wir verdanken ihnen die ersten "sprachwissenschaftlichen Abhandlungen, mit denen sie einen beachtlichen Beitrag für die Linguistik geleistet haben, auch wenn dieser von Zeit zu Zeit sehr kontrovers diskutiert wird. Der vermutete Überhang an Indigenismen im heutigen amerikanischen Spanisch kann im Anschluss an meine Untersuchungen bestätigt werden. Während im Französischen Québecs die Entlehnungen aus dem Montagnais vorwiegend im Bereich der Flora und Fauna anzutreffen sind, hat sich im yukatekischen Spanisch im Raum Mérida eine Art "Regionalcode" herausgebildet, der etliche Einflüsse aus dem Maya yucateco enthält. Die Reise der beiden Sprachen über den Ozean, die Kontaktaufnahme ihrer Sprecher, die Arbeit der Missionare und die Ergebnisse des Sprachkontakts sind in jeder Hinsicht so abenteuerlich wie eine Reise in die untersuchten Sprachgebiete!
Diese Dissertation behandelt das Thema des Sprachkontakts zwischen der Maya-Sprache k'iche' und das Spanische in Guatemala. Der Sprachkontakt ist seit der Eroberung des Eroberung des K'iche'-Königreichs durch Don Pedro de Alvarado im 16. Jahrhundert von verschiedenen Faktoren geprägt worden: Diese sind ethnohistorischer, sprachpolitischer, religiöser und soziokultureller Natur. So waren die ersten, die sich mit den indigenen Sprachen in der Neuen Welt befassten, die katholischen Missionaren, die Katechismen und Gebetsbücher in einheimische Sprachen übersetzten. Die Renaissance der Erforschung dieser Sprachen wiederum verdankt man den modernen Missionaren, die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Guatemala kamen. Heute versteht man die Maya-Lingustik als Teil einer soziokulturellen Bewegung, die in den letzten 20 Jahren ganz Lateinamerika verändert hat: der sogenannte indigenismo. Das Spanische Guatemalas zeigt sich in der Gegenwart von der Jahrhunderte lange Koexistenz mit den Mayasprachen (hier vor allem der Mayasprache k'iche') geprägt. Diese Prägung ist, wie in dieser Arbeit dargelegt wird, auf phonologischer, morphologischer, morphosyntaktischer und pragmatischer Weise zu erkennen.
Fray Cesáreo de Armellada OFM Cap. und die Pemón-Sprache. Ein Beitrag zur Missionarslinguistik in Venezuela Die in spanischer Sprache abgefasste Dissertation befasst sich mit den, in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen, linguistischen Forschungen und Veröffentlichungen von Fray Cesáreo de Armelladas, einem Missionar des Kapuzinerordens, der sich intensiv mit Struktur und Gebrauch der Pemón"Sprache beschäftigte. Die Pemón sind ein indigenes Volk, das überwiegend in den Regenwäldern Venezuelas, Brasiliens und Guayanas lebt. Die Pemón-Sprache wird der Sprachfamilie der Caribe zugeordnet. Durch den zunehmenden Kontakt des indigenen Volkes mit Sprechern, u. a. des Spanischen, Portugiesischen und Englischen, besteht jedoch die Gefahr, dass diese Minderheitssprache (19.129 Sprecher laut Bevölkerungsstatistik 2003) und damit verbundene, kulturelle Grundlagen der Pemón verloren gehen. Der Missionar Fray Cesáreo de Armellada lebte von den 30-ern bis in die 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit dem Pemónvolk zusammen, beobachtete und kodifizierte mithilfe damaliger linguistischer Methoden dessen Sprache, sammelte, verschriftlichte und übersetzte zahlreiche Erzählungen der Pemón und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungen (meist unter verschiedenen Pseudonymen) in mehreren Büchern und als wissenschaftliche Artikel in verschiedenen Periodika. Die linguistischen, kulturhistorischen und ethnologischen Forschungen de Armelladas sind für jede wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit der Pemón-Sprache eine unverzichtbare Grundlage. Erst seine Beobachtungen und Ergebnisse ermöglichten eine systematische Kodifizierung des, bis dahin nur als von Generation zu Generation mündlich überlieferten, Idioms. Grammatische und soziolinguistische Studien, die für den Erhalt und die Pflege, aber zum Teil auch für die Rekonstruktion bereits untergegangener sprachlicher Strukturen nötig sind, konnten und können auf dieser Basis aufbauen. Insbesondere auch die Missionarslinguistik verdankt der wissenschaftlichen Arbeit und den zahlreichen und diversen Veröffentlichungen von Fray Cesáreo de Armellada wichtige Anregungen und Erkenntnisse. Seine auf allen relevanten Ebenen erfolgte grammatische Beschreibung der Pemón-Sprache ist die Basis für die aktuellen Bemühungen von engagierten Sprachwissenschaftlern und Repräsentanten des venezolanischen Staates, diese indigene, vom Untergang bedrohte Sprache zu erhalten. Gerade in jüngster Zeit ist man bemüht, kommende Generationen des Pemónvolkes bilingual zu unterrichten und ihnen somit die Chance zu geben, ihre eigene kulturelle Identität und Tradition zu verstehen, bewahren und zu pflegen. Zudem werden aktuell, von de Amellada übertragene und verschriftliche, traditionelle Erzählungen der Pemón in Venezuela in Buchform, teilweise in spanischer Sprache aber auch bilingual, herausgegeben. Diese Dissertation versucht in sieben Kapiteln die sprachwissenschaftlichen Forschungen de Armelladas und seine systematische Erfassung der Pemón-Sprache in einem umfassenden Zusammenhang, unter historischen, kulturellen, gesellschaftlichen, sprachwissenschaftlichen und, insbesondere für die Missionarslinguistik wissenschaftshistorischen Aspekten, darzustellen.