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Die vorliegende Dissertation "Wortwahl, Grammatik und Aussage. Eine strukturelle Analyse der Dramen Три ÑеÑтры, Вишневый Ñад und ВлаÑÑ‚ÑŒ тьмы" befaßt sich mit einer Analyse dieser ausgewählten Dramen von ÄŒechov und Tolstoj. Ausgehend von Fragestellungen, die im Å’uvre der Dichter implizit und explizit problematisiert werden, sind diejenigen Themenbereiche abgeleitet worden, die sich aus Inhalt und Gestaltung der literarischen Werke ergeben. Auf der Grundlage bestimmter Einteilungskriterien, die aus den Disziplinen der Psychologie, Soziologie, Medizin, Theologie und Philosophie übernommen wurden, wird in der Untersuchung eine Subsumierung der Dramenlexik unter bestimmte Oberbegriffe bzw. Sinnbereiche (Emotionen, Alltag, Leben und Tod, Folklore, Volks- und Aberglauben, Religion, menschlicher Körper, physiologische Phänomene und Krankheit) vorgenommen. Vor diesem Hintergrund wird - ausgehend vom literaturwissenschaftlichen Begriff des russischen Realismus - der Fragestellung nachgegangen, inwieweit eine Literaturströmung sich in der vom Autoren verwendeten Lexik widerspiegelt. Insofern lotet die Studie am Beispiel von Dramentexten die Möglichkeit aus, mit Hilfe eines linguistischen Instrumentariums (Grammatik, Semantik, Pragmatik, Morphologie) einen Beitrag für eine literaturwissenschaftliche Untersuchung zu liefern, um damit einen die literaturwissenschaftlichen Interpretationszugänge ergänzenden methodischen Zugang unter linguistischem Blickwinkel vorzustellen. Jost Trier als Begründer der Wortfeldtheorie hat die methodologische Grundlage dafür geschaffen, daß auch die Literaturwissenschaft durch die Verbindung von Wort und Vorstellung (Sinnbezirke) Aussagen über den semantischen Kern und Umfang treffen kann. Diesem Ansatz ist nicht nur Elisabeth Weis, die sich mit Sinnbereichen der Freude und Traurigkeit im Bereich der deutschen und französischen Sprache beschäftigt hat, sondern auch Henning Bergenholtz, der das Wortfeld Angst aus lexikographischer Sicht untersucht, verpflichtet. Auch die vorliegende Dissertation folgt diesen Überlegungen. Die Beschäftigung mit literarischen Texten und der besonderen Form des Dramas macht es notwendig, über die genannten Forschungsansätze insofern hinauszugehen, als Literatur eine eigene Welt mit eigenen Vorstellungen schafft, die durch die Betrachtung einzelner Sinnbereiche nicht umfassend erschlossen werden kann. Um der ästhetischen Rezeption poetischer Werke umfassend Rechnung zu tragen und eine Beurteilungsgrundlage eines literarischen Kunstwerkes vorzuschlagen, zeigt die vorliegende Untersuchung Begriffsnetze auf, durch die die Funktionsweise eines literarischen Textes im Rezipienten deutlich gemacht wird. Die in der Untersuchung vorgeschlagene Methode unterstützt das Erkennen der rezipienteneigenen Vorstellungswelt durch eine werkimmanente, lexikgestützte Konstruktion der Weltinterpretation der Autoren ÄŒechovs und Tolstojs.