Psychologie
Umweltschutz wird in dieser Arbeit als Soziales Dilemma betrachtet. Es wird mittels eines experimentellen Online-Spiels (N = 182) primär überprüft, inwieweit unkooperatives Verhalten von Akteuren zu genuinem Ungerechtigkeitserleben bei anderen Personen führt und ob diese in Folge u. a. das eigene kooperative Verhalten reduzieren. Somit wird im Gegensatz zu Erklärungen der Rational-Choice-Theorien angenommen, dass ein Teil des phänotypisch unkooperativen, umweltschädigenden Verhaltens nicht auf Egoismus, sondern auf einem genuinen Gerechtigkeitsmotiv beruht. Zur Erhöhung der internen Validität wird ebenfalls der moderierende Einfluss der Persönlichkeitseigenschaften "Eigeninteresse" und "Gerechtigkeitszentralität" untersucht. Die Hypothesentestungen zeigen, dass unkooperatives Verhalten anderer Akteure in Sozialen Dilemmata bei vielen Personen Ungerechtigkeitserleben auslöst, was sich u. a. in Emotionen der Empörung, Ungerechtigkeitskognitionen, Bestrafungsverhalten und einer Reduktion des eigenen kooperativen Verhaltens niederschlägt. Hierbei spielen interindividuelle Unterschiede hinsichtlich der Stärke des Gerechtigkeitsmotivs bei etlichen gefundenen Effekte eine moderierende Rolle. Es wird somit ein motivpluralistischer Ansatz bestätigt, der die Rolle des Gerechtigkeitsmotivs bei der Vorhersage und Veränderung von Verhalten in Sozialen Dilemmata hervorhebt. Implikationen in Hinblick auf Theorie, zukünftige Forschung und Interventionen in Sozialen-Dilemma-Situationen werden erörtert.
In einer Fragebogenstudie (N = 694) wurden vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer online oder klassisch schriftlich befragt, welche Verzichte zugunsten der Schaffung neuer Arbeitsplätze in Deutschland sie aus welchen Motiven leisten würden. Die Arbeit geht in Abgrenzung zu dominierenden Rational-Choice-Modellen von einem Motivpluralismus aus, der das Spannungsfeld zwischen Eigeninteresse und Gemeinwohl fokussiert. Die Befunde zeigen, dass beide Motivgruppen unabhängig voneinander zur Prädiktion der Bereitschaften beitragen. Überdies zeigt sich eine systematische Überschätzung des Eigeninteresses für das Handeln anderer. Bei anderen wahrgenommene Motivationen haben nachweislich Einfluss auf die eigenen Handlungsbereitschaften. Eine spezifische Form der Ausbeutung gemeinsinnigen Handelns ist das Trittbrettfahren als Profitieren vom Engagement und Einsatz anderer, ohne selbst etwas beizutragen. Die Untersuchung zeigt, dass phänotypisch eigennütziges Verhalten wie Trittbrettfahren aus dem Motiv resultieren kann, individuelle Ungerechtigkeit gegenüber anderen zu vermeiden oder unsolidarisches Handeln anderer zu bestrafen.